„Wir sind hier, wir sind laut, damit ihr unser Sportheim endlich baut!“
Lautstark begrüßten die U17-Fussball-Mädchen die Anwesenden und brachten auch direkt einige Gründe für den von den Sportlern lange ersehnten Neubau des Sportheims vor, wie „weil es marode ist“, „weil wir dort nicht vernünftig duschen können und die Toiletten oft nicht funktionieren“ und „weil unsere Hallensportler ihren Sport teilweise auf dem Parkplatz ausüben müssen.
Mit Andrang bei diesem Thema war gerechnet worden, aber das der Bürgersaal mit rund 150 Gästen übervoll sein würde, damit hatte keiner gerechnet.
Der Vereinsvorsitzende Jürgen Boes begrüßte die Gäste und wies unter anderem darauf hin dass ein sehr engagiertes Team von Ehrenamtlern des TSV nunmehr seit 8 Jahren sowie in tausenden von Stunden Arbeit nach der im April dieses Jahres erfolgten Beauftragung des Planungsteams heute keinen „Luxuspalast“, sondern einen reinen Zweckbau vorstellen würde, der dennoch gut aussehe.
Sodann erläuterte der ehrenamtliche Projektleiter Kai Kipper die Historie des bestehenden maroden Gebäudes, welches 1938 als Hitlerjugendheim mit zwei Scharräumen, „Führerzimmer“ und Feierhalle nie für Sportzwecke errichtet wurde. Bereits seit 25 Jahren sind das Gebäude und sein Zustand schon Thema in der Stadt Haan, aber alle Versuche, diese Probleme zu lösen, scheiterten bislang.
Seit dem im Jahr 2015 von der Stadtverwaltung initiierten Projekt und dem vielfältigen Wirken von TSV, Verwaltung und Politik bis hin zum Abschluss des Erbbaurechtsvertrages sowie der Erteilung des bisherigen Zuwendungsbescheides i.H.v. 2,43 Mio. EUR im Sommer 2021 war es ein weiter, nunmehr 8 Jahre andauernder sowie mit enormen Kraftanstrengungen verbundener Weg bis zum Entstehen der endlich erfolgenden Vorstellung der Planung. Vgl. im Einzelnen die beigefügte Präsentation TSV.
Aufgrund immer wiederkehrender Anregungen zu einer möglichen „Sanierung des bestehenden Gebäudes“ startete Markus Kasuch vom Architekturbüro Kasuch die Ausführungen zu dieser Option. Abgesehen davon, dass ein erster Wirtschaftlichkeitsvergleich durch das Haaner Büro IP Siebel aus dem Jahre 2018 existiert, welcher bereits damals die Sanierung gegenüber dem Neubau als nicht wirtschaftliche Variante ausschloss, und dieser Vergleich erst vor ein paar Wochen noch einmal von den Projektsteuerern fortgeschrieben worden war, der das damalige noch einmal zweifelsohne bestätigt, erläuterte Herr Kasuch eindrucksvoll und verständlich die eine Sanierung ausschließenden Gründe aus bausubstanzieller und baufachlicher Sicht.
Die Vorstellung des in den letzten Monaten mit den insgesamt 8 Architekten- und Ingenieurbüros sowie den technischen Projektsteuern gemeinsam erarbeitete Entwurfsplanung (LPH 3 HOAI) erfolgte durch die federführende Architektin Melanie Kasuch. Frau Kasuch präsentierte anhand von Lageplänen die Innen- und Außenbereiche des zur Straße sowie zum Sportplatz hin zugewandten, offenen Entwurf. Souverän und fachlich überzeugend erläuterte sie die vielen tiefergehenden Gedanken, welche sich die Planer dabei bereits gemacht haben.
Ein dem Zweck entsprechender, funktionaler, nachhaltiger, bereits in vielen technischen Details in der Tiefe der Ausführungsplanung (LPH 5 HOAI) durchdachter sowie kostenoptimierter Bau, der mit seiner Vorhang-Holzfassade und seinen Glaselementen dennoch optisch schön anmutet. Es wurde deutlich, dass hier eine sehr gelungene im gesetzlichen Bau- und Mindest-Energiestandard sowie bereits in den Details zweck- und kostenoptimierte Planung entstanden ist, vgl. die beigefügte Präsentation der Kasuch Architekten. Völlig verdient erhielt Frau Kasuch für diese Planung und auch die kompetente und verständlich erläuternde Art ihres Vortrags an deren Ende großen Applaus.
Es folgte der wohl undankbarste Teil der Präsentation, nämlich die Darstellung der Kosten und Kostenentwicklungen für den Neubau des Sportheims Gruiten, den der Projektsteuerer Hendrik Becker vom Düsseldorfer Büro der bundesweit tätigen Obermeyer Project Management GmbH jedoch professionell sowie ebenfalls sehr verständlich meisterte. Herr Becker stellte zunächst die allgemeine Kostenentwicklung der Baupreise anhand von Statistiken des Statistischen Bundesamtes seit 2015 sowie im Besonderen seit 2019, also dem für die vorliegende Planung sowie zugleich den bislang von der Stadt Haan bewilligten Zuwendungsbetrag i.H.v. 2,43 Mio. EUR als maßgeblichen Bezugspunkt dar.
- Danach hat es zwischen 2019 und dem 2. Quartal 2023 eine allgemeine Baukostensteigerung von 47,5 Prozent gegeben, wodurch sich allein ein Mehrbetrag von 1,03 Mio. EUR ergibt.
- Hochgerechnet bis zu dem für das Sportheim möglichen Baubeginn im 2. Quartal 2024 kommen weitere rd. 140.000 EUR hinzu
- Die seit 2019 gestiegenen gesetzlichen Anforderungen, wie insb. der gestiegene gesetzliche Mindest-Energiestandard KfW 55, erhöhte Anforderungen an die technische Gebäudeausrüstung, gestiegene Anforderungen an Barrierefreiheit und Fahrradabstellplätze sorgen für weitere Kostensteigerungen i.H.v. 150.000 €.
- Hinzukommt ein zusätzlicher Planungsumfang i.H.v. 100.000 EUR für die geforderte öffentliche Toilette, die notwendige Planung von Außenanlagen über die bisherigen Projektgrenzen hinaus sowie eine erforderliche Erweiterung des nicht ausreichend dimensionierten Abwasserkanals.
- Diese Baukostensteigerungen führen mit Blick auf die Bestimmungen der HOAI sowie des tatsächlich größer werden Planungsaufwands immanent zu einer Steigerung der Planungs- und Beratungskosten i.H.v. weiteren 400.000 EUR.
Dementsprechend habe das Projekt nach Abschluss der Vorentwurfsplanung (LPH 2 HOAI) nebst zugehöriger Kostenschätzung im Juli dieses Jahres zunächst bei Kosten von insg. 4,35 Mio. € gelegen. Im Rahmen der zwischenzeitlich abgeschlossenen, weiterreichenden Entwurfsplanung (LPH 3 HOAI) konnte das Planerteam im Rahmen der nunmehr vorliegenden belastbaren Kostenberechnung nach DIN276 Einsparungen in Höhe von 350.000 EUR vornehmen. Diese belastbare Kostenberechnung weist nunmehr einen Betrag von 3,98 Mio. EUR brutto auf. Dies bedeutet, dass die Stadt Haan bzw. der Haaner Stadtrat die bislang gewährte Zuwendung um rd. 1,6 Mio. EUR erhöhen muss, damit das Sportheim errichtet werden kann. Wegen der Einzelheiten verweisen wir auf die beigefügte Präsentation der Obermeyer Project Management GmbH.
Alles in allem war es trotz zeitweisem technischen Ausfall des Beamers eine sehr gelungene Veranstaltung und vor allem überzeugende Vorstellung der Planung. So wurde uns das vielfach gespiegelt und wir haben viele positive Rückmeldungen von Seiten unserer Mitglieder und interessierter Bürgerinnen und Bürger erhalten. Wir danken allen Gästen der gestrigen Veranstaltung für Ihren Besuch.
Der TSV Gruiten wird in den kommenden Tagen die vorgestellte Entwurfsplanung nebst zugehöriger Kostenberechnung an die Verwaltungsführung und den Haaner Stadtrat mit der Bitte um entsprechende Erhöhung des Zuwendungsbetrages übersenden.
Die erste Beratung der Politik darüber findet dann im Bildungs- und Sportausschuss (BSA) am Mittwoch, 22.11.2023, 17.00 Uhr, in der Aula des Haaner Gymnasiums statt. Der TSV Gruiten und seine Planer werden dort die Planung und die Kosten noch einmal in verkürzter Form vorstellen und der Ausschuss dann eine Entscheidungsempfehlung an den Stadtrat abgeben. Der TSV Gruiten bittet alle seine Mitglieder und interessierten Bürgerinnen und Bürger zu diesem für die Zukunft des Sportheims Gruiten sehr wichtigen Termin zahlreich zu erscheinen.