Lisa goes Hawaii
Lisa Römer hatte sich in Frankfurt für die Weltmeisterschaft auf Hawaii qualifiziert. Hier kommt ihr Rennbericht:
Der große Tag ist da!
Wechselzone einrichten
Bis 6:15 Uhr durfte man die Wechselzone betreten und letzte Vorbereitung am Rad vornehmen. Alle Helfenden waren super freundlich und hilfsbereit. Nachdem Verpflegung untergebracht und das Rad ein letztes Mal gecheckt und aufgepumpt wurde ging es ab zum Schwimmstart.
SCHWIMMEN
Das Schwimmen startete in Wellen getrennt nach Altersklassen. Erst starteten die Pro’s, die ich über eine Großleinwand anschauen konnte. Den anderen Athletinnen und mir wurde bei dem recht hohen Wellengang etwas mulmig. Leider war der Pazifik heute stark aufgewühlt.
Dann ging es etwas schneller los als ich erwartet hatte. Endlich hatte ich meine Nervosität im Griff und schon sehe ich, dass sich meine Startgruppe bereits aufgestellt hatte. Jetzt musste es schnell gehen. Eine andere Athletin half mir noch den Swimskin zu schließen, dann unter einer Bande durchklettern. Ich stehe in meiner Gruppe und habe noch Zeit mich zu dehnen und aufzuwärmen.
Meine Altersklasse ist mit 235 Frauen stark besetzt. Daher war die Startlinie beim Start aus dem Wasser sehr voll. Etwa 50m vom Steg aus muss man schwimmend auf den Startschuss warten.
Da ich keine starke Schwimmerin und eher im Mittelfeld unterwegs bin habe ich mich ganz nach links einsortiert. Der Weg ist damit vielleicht 15m länger (was bei 3,9km jedoch relativ wenig ist) aber ich kann die anderen Athletinnen sehen (ich atme nach rechts) und bin etwas aus dem Getümmel der starken Schwimmerinnen.
Die Taktik ging auf. Ich konnte mich einer guten Gruppe anschließen und habe schnell Füße gefunden hinter denen ich her schwimmen konnte.
Selber Bojen anpeilen war bei dem Wellengang extrem schwer. Wenn man den Fehler machte im Wellental zu peilen bekam man leicht eine Ladung Salzwasser in den Mund.
Also habe ich die Peilung weitestgehend den Füßen vor mir überlassen und dafür gesorgt, dass niemand zwischen mich und diese Füße kommt. Die Füße (sorry, ich habe keinen Namen, kein Gesicht zu den Füßen) sind bei jeder Welle nach links oder rechts abgedriftet und im Wendebereich, wenn man komplett gegen die Strömung schwimmt, hatte man das Gefühl, dass man nicht mehr voran kommt.
Als ich das Ende der Schwimmstrecke erahnen konnte musste ich mich sehr zusammenreißen mich nicht zu stark zu freuen (ich muss dann immer grinsen und das ist nicht gut im Wasser 😆).
Der Wechsel ging fast reibungslos. Ich konnte nur keine Sonnencreme aus meiner Flasche pumpen und habe mich leider dafür entschieden mich nicht nach zu cremen. Im Nachhinein ist man schlauer…
RENNRAD
Ich hatte die Schuhe nicht am Rad angebracht sondern direkt angezogen, da ich wusste, dass es nach dem Radaufstieg direkt einen Berg hoch geht. Bergauf in die Schuhe schlüpfen war mir zu riskant.
Rennrad fahren liebe ich und darauf habe ich mich sehr gefreut. Die wellige Strecke, die Sonne, der Wind, der heiße Asphalt hat mir aber viel abverlangt. Es war wesentlich anstrengender als in Frankfurt.
Ich konnte viele Plätze gut machen, das gab immer wieder ein gutes Gefühl. Und die Straße durch die Lavalandschaft zu fahren, mit dem Pazifik im Hintergrund, war großartig.
Es gab da aber auch ein paar sehr harte Längen. Der Berg mit Gegenwind nach Hawi hoch (ca. KM85) zum Beispiel war erbarmungslos. Ich habe Frauen mit Platten, mit Schmerzen oder Ähnlichem am Rand gesehen und mir immer nur gesagt „weiter“.
Meine geplanten Wattwerte konnte ich nicht umsetzen. Es war so heiß und schwer sich runter zu kühlen. Das ernüchtert mich aber eigentlich nie während eines Rennens. Das nehme ich hin und weiß, das Ziel ist nun ankommen und das werde ich schaffen!
Jedes Rollen entlang einer Verpflegung sah gleich aus. Leere Flasche wegwerfen. Eine Flasche mit links annehmen und schnell in den Flaschenhalter stecken. Sofort zweite Flasche mit rechts greifen und bis zum Ende der VP so viel wie möglich trinken und den Rest über Kopf und Körper kippen. Wegschmeißen bevor littering endet und Gas geben.
Je näher die Wechselzone kam um so mehr Energie hatte ich wieder. Ich habe mich sehr auf das Laufen gefreut.
LAUFEN
Der Wechsel in die Laufsachen ging auch super. Einen eigentlich sehr wichtigen Grundsatz für ein gutes Rennen habe ich dann doch noch gebrochen: „Probiere nie etwas im Rennen aus, was du im Training nicht getestet hast!“
Ich habe im Rennen ein Dreieckstuch (Werbegeschenk von Hoka) ausgetestet, in das man Eiswürfel füllen konnte. Im schlimmsten Fall hätte es mich gestört und ich hätte es in meinen Trisuit verstaut oder im VP weggeworfen.
Und dieser Grundsatzbruch war eine sehr gute Entscheidung. Teilweise habe ich mir das Tuch im VP so voll mit Eiswürfeln gemacht, dass ich bei jedem Schritt geklappert habe. Es hat super gekühlt und ich hatte nie das Gefühl, zu überhitzen (ein Fieberzustand ist das Aus in jedem Rennen).
Für ein Frauenrennen war es auf der Strecke unglaublich still (normalerweise wird sich gegenseitig mehr angefeuert und gequatscht). Alle hatten mit dem tropischen Klima, der welligen Strecke und sich zu kämpfen. Viele Zuschauer gab es auch nicht, da man weit raus zum Energy Lab in Richtung Flughafen gelaufen ist. Wo Menschen standen lief es sich leichter. Das lenkt ab.
Das Energy Lab. Wie beschreibt man diese berüchtigte Strecke zwischen ~km 20 und 30. Ich habe es mir wirklich herbeigesehnt, weil ich unbedingt wissen wollte wie es, ist dort zu laufen. Und ich habe mir auf der ganzen bisherigen Strecke nie so oft wie im Energy Lab sagen müssen: „Du bist hier um zu laufen und nicht um zu gehen. Du wolltest das genau so!“ Etwa 2min lang musste ich dann doch mal gehen. Es gab kein Lüftchen, nur Hitze und diesen Berg. Ich habe innerlich geflucht, wer sich bitte so einen sch… ausgedacht hat erst runter zum Pazifik und dann den ganzen bumms wieder hoch zu rennen. Sorry für die Ausdrucksweise…
Energy Lab geschafft! Ich war so happy! Und mal ehrlich, wenn es nicht hart gewesen wäre, dann wäre ich doch von diesem Mythos enttäuscht gewesen 😉.
Jetzt „nur noch“ 12km meist bergab ins Ziel. Und dann ging die Sonne riesengroß im Pazifik unter. Traumhaft! Neue Energie und alle auf der Strecke hatten Freudentränen in den Augen.
Einen Berg gab es noch, auf dessen Anhöhe das Partyzelt von Hannes Hawaii Tours steht. Ok, mache ich den auch noch. Kann da ja nicht dran vorbei gehen. Weiter laufen! Die Oberschenkel haben angefangen zu brennen.
Und dann ging alles ganz leicht ab der Kuppe. Nur noch 3 km bis ins Ziel. Ich konnte richtig Gas geben und an allen anderen vorbei ziehen. Eigentlich ist alles nur Kopfsache. In solchen Momenten spührt man es ganz deutlich. Mein Körper hat mir während des Rennens gesagt wie viel Power ich geben kann und ich habe auf ihn gehört. Er hat es mir dadurch gedankt, dass ich schmerzfrei durchs Rennen kam und noch genug Power hatte. Grenzen austesten macht gar keinen Sinn bei der erst zweiten Langdistanz.
















